Dienstag, 29. März 2016

Leipziger Buchmesse

Unerwartet und spontan war ich vorletzte Woche für einen kurzen Besuch in Deutschland. Da in Leipzig gerade die Buchmesse war, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, für einen Tag nach Leipzig zu fahren, um nach sechs Jahren Abstinenz endlich mal wieder über eine deutsche Buchmesse zu schlendern.
Und es war großartig! Auch wenn der Tag sehr lang und anstrengend war, hat es sich gelohnt. Abgesehen von den zahlreichen neuen Titeln und Hörbüchern, die jetzt auf meiner 'zu kaufen'-Liste gelandet sind, saß ich bei einigen Podiumsdiskussionen und Fachvorträgen im Publikum und hab gespannt zugehört, was andere Autoren zu erzählen hatten.

Eine Sache ist mir dann allerdings doch ein wenig negativ aufgefallen: Selfpublisher gehören immer noch einer Sorte Autoren an, die von der restlichen Bücherwelt (teilweise andere Autoren, Buchhändler, aber vor allem auch Literaturagenten und Verlage) belächelt und fast nicht ernst genommen werden. Dieses Phänomen kann ich nicht recht nachvollziehen. Zugegebenermaßen kann heutzutage jeder, der Zugang zu einem PC hat, ein Buch veröffentlichen und da mag die Qualität nicht immer super sein. Aber wie schon 'Fifty Shades of Grey' gezeigt hat, ist es nicht immer gute Qualität, die Leser begeistert. Selbst erfolgreiche Bestsellerautoren wie Danielle Steel oder James Patterson, die seit Jahren ein Buch nach dem anderen regelrecht 'raushauen', schreiben in einem für sie bekannten und ziemlich einfachen Schema. Als qualitativ hochwertige Schriftsteller würde ich beide nicht bezeichnen - aber sie haben es verstanden, das zu schreiben, was gern gelesen wird.
Auch in der Masse der Selfpublisher gibt es viele, die sehr erfolgreich Bücher verkaufen und sehr gut (teilweise besser als unter vertragstehende Autoren) verdienen. Wie kommt es dann, daß ein Selfpublisher mit fünf oder mehr erfolgreichen Büchern und über 150.000 verkauften Exemplaren geringschätzig angelächelt wird von einem frischgebackenen Verlagsautor, der gerade versucht, den Verkauf der ersten 3.000 Exemplare seinen erstes Buches durch zahlreiche Lesungen und Vorträge anzukurbeln?
Ist ein Autor mit einem Verlagsvertrag der bessere Autor?
Das Schreiben von Büchern ist in der Regel eine sehr einsame Angelegenheit und ich persönlich freue mich immer riesig über den Austausch mit Kollegen. Dabei mache ich keinen Unterschied, ob derjenige Fantasyromane oder Krimis schreibt, viele oder wenig Bücher verkauft, einen Verlagsvertrag hat oder Selfpublisher ist, oder in Deutschland oder sonstwo lebt.
Jeder, der es geschafft hat, einen Gedanken, eine Idee aus dem Kopf aufs Papier zu bringen und zu veröffentlichen, ist in meinen Augen ein Autor, dem man mit Respekt begegnen sollte. Ich mag auch nicht alles lesen, was meine Kollegen veröffentlichen, und mir gefällt auch nicht alles. Aber dennoch respektiere ich sie für die Zeit, die Mühe und das Herzblut, welches sie in ihr Buch investiert haben.
Ich wünsche mir, daß bei der nächsten deutschen Buchmesse, die ich besuchen werde, die restliche Bücherwelt den Selfpublishern auf Augenhöhe begegnet - und nicht auf sie herunterblickt.